„Als Ernst Moritz Arndt whrend seiner Reise nach Ungarn 1798 den Sohn einer auswandernden Schwabenfamilie befragte, wohin sie denn auswandern wollen, antwortete er: ins Paradies. Arndt schrieb: 'Diese arme Schwaben gehen hufig als Kolonisten ins Banat und trumen da goldene Berge' .”
Schon im 9.Jahrhundert gab es Deutschen auf ungarischem Gebiet. Im Jahre 860 wurden 35 deutsche Ortsnamen aufgefhrt, aber als die Magyaren dieses Gebiet erreichten, fanden sie hier keine deutschen Siedlungen mehr.
Frst Gza hat 973 Boten zum Kaiser Otto I. geschickt um mit ihm Frieden zu schlieen. Danach sind mehrere Missionre nach Ungarn gekommen. Fr seinem Sohn hat er um die Hand der bayerischen Herzogin Gisella angehalten.
Als Stefan I. den ungarischen Staat gegrndet hat, kamen viele Ritter und Geistlichen aus Deutschland nach Ungarn. Sie trugen viel der Christianisierung bei.
Im 11.Jahrhundert, als das Komitat Moson/Wieselburg an das Reich von Heinrich IV. geschlossen wurde, kamen deutsche Kolonisten nach West-Ungarn.
Unter Gza II., im 12.Jahrhundert entstanden zwei deutschen Siedlungsgebiete: in der Szepessg/Zips und in Erdly/Siebenbrgen wurden Sachsen sehaft.
Diese sog. „Altdeutsche Siedlungen” hatten gewisse Freiheiten:
* Sie waren von den Komitatsbehrden unabhngig, standen unmittelbar unter kniglicher Macht.
* Sie hatten unabhngige Gerichtsbarkeit und Verwaltung.
* Auf schsischen Boden konnte kein ungarischer Adeliger Gter erwerben.
Im 14.Jahrhundert wurden mehrere Bergbaustdte ausgebaut. Die Bergleute wurden wieder aus Deutschland bersiedelt.
Auerdem hatten die Handelsstdte, wie Ofen, Pest und Szeged viele Privilegien:
- Stapelrecht,
- eigene Gerichtsbarkeit,
- Abhngigkeit nur von dem Knig (bzw. vom Schatzmeister oder vom Personales).
Seit dem Mittelalter herrschte also in Deutschland das wohlbekannte Bild von Ungarn: ein reiches Land, das Vieh, Wein und Metalle exportiert.
Von der Mitte des 15.Jahrhunderts bis Mitte des 18.Jahrhunderts wurde Vieh nach Nrnberg, nach Frankfurt am Main, nach Kln und nach Straburg ausgefhrt.
Den Weinverkauf nach Deutschland hat Maria Theresia zugunsten der sterreichischen Weine in dem Hintergrund gedrngt. Auch spter wurde der Weinverkauf erschwert. Man drfte Wein nur auf Rder transportieren und den billigen Donauweg dazu nicht benutzen. Den Groteil der Ausfuhr bildeten die feine ungarische Ausbruchweine.
Metalle, wie Gold und Kupfer wurden auch in groen Mengen exportiert. Der zwischen dem 14-19.Jahrhundert ausgefhrte ungarische Kupfer war gut fr die Waffenindustrie, aber nur dafr geeignet.
Es ist leicht zu verstehen, da Ungarn in Deutschland als an Natur- und Bodenschtzen reiches Land sehr beliebt war. Das bezeugt auch das Auswandererlied, das aus dem 18.Jahrhundert stammt:
Das Ungarnland ist's reichste Land,
Dort wchst viel Wein und Treid,
So hat's in Gnzburg man verknd't,
Die Schiff' steh'n schon bereit,
Dort geits viel Vieh und Fisch und G'flg,
Und taglang ist die Weid',
Wer jetzo zieht ins Ungarland,
Dem blht die goldne Zeit.
In der Trkenzeit hat sich dieses Bild verndert. Die Ungarn wurden als leidendes und heroisch kmpfendes Volk ganz hoch geschtzt. Wie es im Buch von Mrta Fata steht:
„Die Kmpfe der Ungarn gegen die Trken drangen tief in die Alltage der Menschen in Sdwestdeutschland ein.”
Man kann also dieses Bild ber das Land und seine Leute so zusammenfassen, da Ungarn in Deutschland Mode war.
„Die Vorfahren der Ungarndeutschen kamen zum grten Teil im Laufe des 18.Jahrhunderts in ihre heutige Heimat.”
Nach den Kriegeszgen war das Land verwstet und unbewohnt, deshalb mute man Arbeitskrfte aus dem Ausland hereinfhren.
In der ersten Hlfte des 18. Jahrhunderts war der Schauplatz der deutschen Ansiedlung die Umgebung der Hauptstadt. Um Budapest herum wollte man einen sicheren Kreis bilden.
„Die deutsche Ansiedlung war im Rahmen der organisierten Wiederbesiedlung am wichtigsten. Der Ablauf der Ansiedlung, sowie die Privilegien fr die neuen Siedler wurden gesetz- und verordnungsmig geregelt.”
Da der Kaiser auch der Knig von Ungarn war, haben die deutschen Teritorialftsten die Auswanderung ihrer Untertanen nach Ungarn erleichtert.
Einige ungarische, geistliche und weltliche Grundherren haben Ansiedlungsagenten mit sehr lockenden Aufrufen nach Deutschland geschickt, damit sie deutsche Bauer und Handwerker suchen, die bereit wren nach Ungarn zu ziehen. Der Grundherr versprach dagegen viel: eine neue Heimat, Grundstcke, sechs steuerfreien Jahre und diese Menschen wurden nicht erdgebunden. Es wurde ihnen versprochen, nach sechs Jahren immernoch weniger Last tragen zu mssen, als ihre ungarischen Leidensgefhrten. Die Erleichterungen fr die Ansiedler wurden in Vertrgen festgelegt.
Gegen Erbfhrgeld drften sie ihre Huser frei verkaufen, im Gegensatz zu den erdgebundenen Fronbauern durften sie sogar frei umziehen. Die Ansiedler dieser Drfer bekamen von dem Herrschaftsgut 1/8-1/4 alten Grundstck, abhngig von der Anzahl der Familienmitglieder und von ihrer Zugkraft. In Dunaszentmikls/Niklo entsprach 1/8 alter Grundstck der 9/16 Hufe.
Der Urbarialvertrag verkndete, da man den Holz zum Hausbau nur den Vorschriften der Frstnerei entsprechend fllen konnte, dafr hat man jhrlich vier Faden Holz hacken und tragen mssen.
Die Ansiedler, meist Bauer und Handwerker kamen aus den sdlichen Lndern des Heiligen Rmischen Reiches Deutscher Nation.
„Die organisierte Ansiedlung war im ausgehenden 18.Jahrhundert abgeschlossen. Infolge des Auswanderungsverbotes der deutschen Frsten kam die Mehrheit der neuen Ansiedler in der zweiten Hlfte des 18.Jahrhunderts schon aus den sterreichischen Erblndern.”
Im Gegensatz zu den ungarischen Drfern, wo das Familienvermgen unter den Kindern verteilt wurde, war unter den Ungarndeutschen das Majoratserbe blich. Das hie: der lteste Sohn erbt Feld, Haus und Wirtschaft und die anderen Kinder mssen ihren Lebensunterhalt in der Industrie und Bergbau verdienen. Das fhrte dazu, da die Bauerwirtschaften nicht zerstckelt wurden.
„Die Deutschen sagten, der Jugend gehrt die Zukunft. Als ihr Kind heiratete, gaben sie ihm alles. Der ungarische und der rumnische Landwirt gab nicht einmal seinem 60jhrigen Sohn sein Erbe als er 85 war. Die waren noch Pchter, verlieen ihren Vater. Bei den Rumnen war es noch schlimmer. Sie spielten Karten whrend der Arbeitszeit. Die Deutschen gaben ihnen Darlehen und kauften dann ihre Gter auf.”
Im 18.Jahrhundert ist der Bedarf an Fachleuten in Bergwerken gewachsen und das verursachte eine zweite deutsche Einwanderungswelle.
Die Religion war im Leben der Ungarndeutschen immer sehr wichtig. Bei der Bewahrung der Muttersprache spielte die Kirche eine bedeutende Rolle. Die Lesestoffe bildeten die Gebetsbcher und religise Flugbltter.
Graf Jzsef Eszterhzy hat seinen Ansiedlungsagenten ausdrcklich befohlen katholische Siedler nach Dunaszentmikls/Niklo zu bringen und diese Religion ist auch heute lebhaft im Dorf.
„Die ungarndeutschen Trachten sind sehr verschieden, ber einen einheitlichen Trachtenstil kann man nur bei kleineren Gebieten sprechen.”
In Dunaszentmikls/Niklo waren die meisten Frauen- und Mnnerkleider aus selbstangebautem und selbstgewebtem Hanf gemacht worden. Die Jungen und Mnner trugen schwarze Stiefel, Stiefelhosen, eine Weste, „Leiwl” genannt, weies Hemd, Sakko und Hut. Die lteren Mnner haben eine blaue Schrze vor sich gebunden gehabt. Mdchen hatten damals schwarze Samtschuhe, Rcke, eine weie handgestrickte Schrze, weie Bluse (Gallrheimed) und ein bordotrotes Samtleibchen an, das mit weier Schnur geschmckt war. Im Winter wurde ihr Kleid mit einer langrmeligen Bluse, einem Kopftuch (Tiechl) und einem Umhngetuch (Umhngtiechl) ergnzt. Bei verheirateten und lteren Frauen war nur eine Bluse und ein dunkler Rock die bliche Bekleidung. (1.Beilage)
Nach den Bevlkerungsbewegungen im 17-18.Jahrhundert war das ethnische Aussehen im Komitat Komrom-Esztergom/Komorn-Gran sehr vielseitig. Neben den Deutschen gab es noch slowakische Ansiedler und ein paar ungarische Drfer.
Die Neuansiedler in Dunaszentmikls/Niklo waren also nicht alleine. In den Drfern der Umgebung, wie zum Beispiel in Vrtessoml/Schemling, Vrgesztes/Geschtitz, Kecskd/Ktschka, Als- und Felsogalla/Unter- und Obergalla, Tarjn/Tarian, Baj/Woie, Tt/Taath, und Lenyvr/Leinwar lebten und leben deutsche Siedler.
Aber die Minderheiten hatten auch eine Meinung ber ihren Nachbarn. In den sechziger Jahren hat Lszl Ksa eine Umfrage unter Ungarn, Deutschen und Rumnen gemacht. Es handelte sich dabei um Wirtschaft, Bruche und um den daraus entstandenen Vorurteile.
„Der Deutsche war strker, reicher. Man wei nicht, warum. Die Ungarn bauten Getreide an, aber sie beschftigten sich mit Mast nicht so intensiv, wie die deutschen.”
„Das Deutschtum war gierig. Baute den Wein an. Der Ungar aber mochte den Wein. Viele gaben ein Viertel Grundstck dafr. So ist das Deutschtum immer strker geworden.”
Fata, Mrta: Auswanderung aus Wrtenberg nach sdost Europa zwischen dem 17. und 19. Jahrhundert; Thbingen, 1993 S.35
Bger, Imrn: Adatok Dunaszentmikls kzsg nmet lakossgnak teleplstrtnethez s nprajzhoz; Dunaszentmikls, 1975 Manuskript S.35
Emmer, Jzsefn (geb. Elisabeth Herzog): Die Kurze Geschichte von Niklo; 1963 S.2
Fata Mrta: Auswanderung... S.35
Ungarndeutsches Museum, Fhrer durch die stndige Ausstellung des Ungarndeutschen Museums S.6
cs, Zoltn: Nemzetisgek a trtnelmi Magyarorszgon; Budapest, 1986 S. 168
Ungarndeutsches Museum, Ffrer... S.6
Komrom-Eszergom megye teleplstrtneti kalauza; Hrgs.: Balogh, Kata- Brdos, Istvn; Pedaggiai Intzet Tatabnya, 1993 S.17
Archiv des Komitats Komrom-Esztergom, rbri pertestek s tagostsi iratok: Dunaszentmikls, Bezug auf den Originalvertrag (1736) aus dem Protokoll von 14 Mai 1887
Ungarndeutsches Museum Tata, Fhrer... S.7
cs, Zoltn: Nemzetisgek... S.212
Ungarndeutsches Museum Tata, Fhrer... S.9
cs, Zoltn: Nemzetisgek... S.212